Scholz verärgert SPD mit Kanzlerambitionen

  08 Januar 2019    Gelesen: 752
 Scholz verärgert SPD mit Kanzlerambitionen

Gerade erst hat Finanzminister Olaf Scholz gesagt, er traue sich das Kanzleramt zu. Schon gibt es Kritik mehrerer Sozialdemokraten: "Falscher Zeitpunkt, falscher Mann, falsche Methode".

Die nächste planmäßige Bundestagswahl steht 2021 an. Dann treten für Union und SPD neue Kandidaten an, die um das Kanzleramt buhlen. Aber schon jetzt, zweieinhalb Jahre vorher, hat sich mit Olaf Scholz ein erster Politiker selbst ins Spiel gebracht. Das sorgt in der eigenen Partei für klare Kritik.

Dabei geht es vor allem um den Zeitpunkt der Aussagen des Finanzministers und Vizekanzlers. "Das Letzte, was die SPD vor der so wichtigen Europawahl braucht, ist es, eine Kanzlerkandidaten-Debatte zu führen", sagte der SPD-Landeschef von Nordrhein-Westfalen, Sebastian Hartmann, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Europawahl steht im Mai an. "Ich erwarte nach dem schwierigen Jahr 2018, dass sich alle Vertreter der Parteiführung auf die wesentlichen Dinge konzentrieren", sagte Hartmann weiter.

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil findet den Zeitpunkt falsch, um über mögliche Kanzlerkandidaten zu sprechen: "Im Moment stellt sich diese Frage innerhalb der SPD nicht besonders dringlich, denn bis zur nächsten Bundestagswahl sind es noch mehr als zwei Jahre", sagte er der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".

"Der falsche Zeitpunkt, der falsche Mann und die falsche Methode"

Im Interview mit der "Bild am Sonntag" war Scholz gefragt worden, ob er sich das Kanzleramt zutraue. "Ja. Frau Kramp-Karrenbauer hat gerade gesagt, dass von einer Parteivorsitzenden erwartet wird, dass sie sich das Amt zutraut. Für einen Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland gilt das Gleiche", antwortete er. Ausdrücklich fügte Scholz selbst hinzu: "Weder bei der Union noch bei uns steht diese Frage heute aber an."

Durch seine Antwort befeuerte er die Debatte trotzdem selbst. Vize-Chef Ralf Stegner bekräftigte anschließend seinen Wunsch nach einer Urwahl, was die Festlegung auf einen Kanzlerkandidaten angeht. "Ich glaube, dass wir mit mehreren Bewerbern um die Kanzlerkandidatur gut beraten wären", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die meisten Mitglieder wünschten sich einen Wettbewerb. "Wir haben mit Selbstausrufungen nicht die besten Erfahrungen gemacht", sagte Stegner. Martin Schulz, der SPD-Kanzlerkandidat der vergangenen Wahl, hatte diese Option ins Spiel gebracht. Auch Weil sprach sich zuletzt dafür aus.

Die Jusos lehnen Scholz ab. "Das ist der falsche Zeitpunkt, der falsche Mann und die falsche Methode", sagte Juso-Vize Katharina Andres der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Für sie sei SPD-Chefin Andrea Nahles die "erste Wahl", sagte Andres, "zumal es an der Zeit ist, dass die SPD eine Frau zur Kanzlerkandidatin macht".

spiegel


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